red. Erstmalig führt unser Redaktionsteam von islamica.ch einen Themenschwerpunkt ein. Aus diesem Grund rufen wir als Redaktionsteam Interessierte dazu auf, sich mit einem Gastbeitrag zu unserem ersten Themenschwerpunkt zu beteiligen.
Falls die Themen entlang der Stichwörter “Identität – Heimat – Zugehörigkeit – Krise” ebenfalls euer Interesse wecken und ihr unseren Blog mit euren Gastbeiträgen bereichern möchtet, dann könnt ihr Kontakt zu unserem Redaktionsteam aufnehmen.
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aa. Gemischte Gefühle gehen einher mit dem Resultat zur Verhüllungsinitiative vom 7. März 2021. Jetzt kommt es darauf an, das Verbot umzusetzen. Noch dringlicher ist aber die Frage, welche gesellschaftlichen Prozesse durch den Diskurs ausgelöst werden – nicht erst mit dem Abstimmungsresultat, sondern bereits mit der ganzen Debatte um die Initiative. Der Diskurs war vom zivilgesellschaftlichen Engagement für die Rechte der Minderheiten und insbesondere für die Rechte der Frau geprägt. Dieser Einsatz berührt zutiefst – als Frau, als Muslimin. Selbst wenn der Gesichtsschleier innermuslimisch ein Randphänomen ist und für einen sehr grossen Teil muslimischer Frauen in der Schweiz nicht zur religiösen Praxis gehört, sollte die Diskussion über die Kleidung der Frau in Europa längst kein Thema mehr sein.
Depuis la fin de l’année dernière, nous assistons dans notre paysage médiatique à un cumul d’articles, d’interventions, et de publications sur l’islam et les musulmans suisses qui méritent d’être relevés. La malheureuse succession des attentats terroristes qui ont eu lieu dans nos pays voisins, au Tessin, ainsi que la campagne en faveur de l’interdiction de la burqa dans notre pays ont définitivement joué un rôle prépondérant à cette évolution. Cette constatation ne se veut pas uniquement quantitative, mais surtout qualitative.
Im NZZ-Artikel vom 01. März 2021 von Herrn Lucien Scherrer wird die SRF-Moderatorin Amira Hafner-Al Jabaji der Verbreitung von pro-islamistischen Positionen bezichtigt und der muslimische Dachverband VIOZ in die Nähe einer «radikalen Muslimbruderschaft» gerückt. Es scheint, dass bei diesem Artikel der Kompass des professionellen Journalismus abhandengekommen ist.
Es sind nicht mehr viele Tage bis zur Abstimmung über die sogenannte „Burka-Initiative“. Auch wenn man den Tag nicht wie Weihnachten, Sukkot oder Bayram erwartet und sich nicht entsprechend darauf freuen kann, ist es fast unmöglich nicht zu wissen, dass der Tag der Abstimmung über das Verhüllungsverbot näher rückt, weil es tatsächlich Parallelen gibt. Selbstverständlich ist damit kein religiöser Vergleich gemeint. An Weihnachten leuchtet alles. Laternen, Balkone und Läden sind mit Licht geschmückt. Wir alle spüren eine sinnliche Atmosphäre, unabhängig davon ob und in welcher Form wir das Weihnachtsfest begehen. Eine Atmosphäre haben tatsächliche gewisse Befürworter der Initiative geschaffen. Nur haben sie es geschafft, die Laternen anstatt mit Liebe und Licht, mit Ausgrenzung und Hass zu „schmücken“.
Die öffentliche und mediale Diskussion rund um die sog. “Anti-Burka-Initiative” ist mittlerweile in vollem Gange und der Abstimmungstag rückt immer näher. Die Debatte verläuft sehr emotional, nicht zuletzt auch aufgrund der kontroversen Fragen, die sich auftun im Zusammenhang mit der Initiative: Steht die Gesichtsverschleierung für die Unterdrückung oder die Selbstbestimmung der Frau? Muss eine demokratische und liberale Gesellschaft auch stark divergierende Praktiken tolerieren? Wie weit geht diese Toleranz? Ist das “Zeigen des Gesichts” ein Wert und sind kollektive kulturelle Verhaltensnormen höher zu gewichten als die persönliche und religiöse Freiheit des Individuums?
Was das TV-Publikum in der ersten SRF-Arena zur Verhüllungsinitiative am 29. Januar zu sehen und zu hören bekam, war erwartbar. Eine immer lauter werdende und sich inhaltlich mehrfach widersprechende Saïda Keller-Messahli, die wie ein ausser Kontrolle geratener Bulldozer alles platt walzt, was sich ihr argumentativ in den Weg stellt. Sie ist keine Gemässigte. Soviel ist klar. Den argumentativen Weg hat sie verlassen, sich in den letzten Jahren zunehmend radikalisiert. Ihre Ideologie verbreitet sie mit Hilfe grosser Schweizer Medienhäuser.
Im Dezember 2020 schrieb das Komitee zur Eidgenössischen Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» auf seiner Facebookseite: «Wir kämpfen mal wieder im Verhältnis ‹David gegen Goliath›. Unterstützen Sie darum jetzt unsere Kampagne.» Es ist schon amüsant zu beobachten, wie sich Mitglieder des Egerkinger Komitees, immerhin in der Lage über 100’000 Unterschriften für eine Volksinitiative zu sammeln, sich in der Öffentlichkeit als den schwachen David inszenieren. Amüsant deshalb, weil es sich beim Goliath um höchstens 30 Damen handelt, die in der Schweiz einen Gesichtsschleier tragen (Tunger-Zanetti, 2021)[1]. 12 Jahre zuvor waren es die vier Minarette, welche David mit einer Plakatkampagne erfolgreich bekämpfte. Seither ist die Schweiz das einzige Land auf der Welt, das den Bau von Minaretten auf Verfassungsebene verbietet.
Gastbeitrag von Muris Begovic Zürich, 05. Dezember 2020
Zu Beginn des Covid-Lockdowns war die Stimmung in der Gesellschaft deutlich anders als wir sie heute haben. Alle waren betroffen. Plötzlich verspürte man einen Zusammenhalt, egal welcher Herkunft jemand ist. Weltanschauung, Religionszugehörigkeit, Zugehörigkeit einer politischen Partei oder andere Überzeugungen waren zweitrangig. Ich erinnere mich an den Sonntagmorgen, wo mein Freund Rabbiner Noam Hertig, mein Freund Pfarrer Christof Sigrist und ich gemeinsam mit unserer Kollegin Dechen Kaning, in unseren jeweiligen Traditionen, am Zürcher Hauptbahnhof beteten. Wir alle baten auf eine ähnliche Art und Weise Gott um Geduld und Ausdauer. Wir beteten zu Gott für die Stärkung unserer Ärzte, des Pflegefachpersonals, der Seelsorgenden und aller anderen Dienste in den Spitälern und Kliniken. Wir haben auch unsere Väter und Mütter, die in den Lebensmittelläden, auf dem Bau und in der Pflege täglich für uns da sind, nicht vergessen. Erstaunlich war, dass in diesen Tagen niemand danach gefragt hat, ob jemand von diesem Personal einen Migrationshintergrund hat, oder welcher Religion diese oder jene Person angehört. Die ganze Schweiz bedankte sich bei ihnen und sie alle bekamen den grössten Applaus, den man sich überhaupt vorstellen kann. „Die Schweiz sagt danke“ war das Motto.